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Datum: 02.06.2024
In Österreich haben etwa 76% der Bevölkerung bereits alkoholfreies Bier oder Biermischgetränke probiert, während
nur rund 15% alkoholfreien Wein gekostet haben (Stand 2022, Marketagent).
Der Markt für alkoholfreie Weine hält jedoch Chancen für potentielle Produzenten in einer frühen Phase des Marktes bereit. Alkoholfreie Weine bieten Landwirten die Möglichkeit, ihr Sortiment zu erweitern, neue Kundenschichten zu erschließen und zusätzliche Einkommensquellen zu erschließen. Die Produktion von alkoholfreiem Wein ist jedoch anspruchsvoll und erfordert umfassende Organisation und Ressourcen. Da alkoholfreier Wein eine langfristige Marktchance darstellt, sollte er von Beginn an in die bäuerliche Produktion integriert werden, um zu verhindern, dass große Getränkehersteller diesen Markt dominieren.
Der Markt für alkoholfreie Weine wächst, doch die Herstellung bringt mehrere Herausforderungen mit sich:
Aromenverlust: Alkohol spielt eine zentrale Rolle in der Aromenstruktur von Wein. Beim Entalkoholisieren verlieren etwa 20% der Aromen ihren Geschmack. Dies führt zu einem Produkt, das geschmacklich zwar an Wein erinnert, aber oft weniger komplex und aromatisch ist.
Geschmacksveränderungen: Der Entzug von Alkohol kann die Wahrnehmung von Säure und Süße beeinflussen. Da Alkohol Säure dämpft, schmecken alkoholfreie Weine oft saurer. Um dies auszugleichen, wird Traubenmostkonzentrat hinzugefügt, was zu einer erhöhten Restsüße führen kann, die den Geschmack weiter verändert.
Entalkoholisierungsverfahren: Die Wahl des Verfahrens zur Entalkoholisierung ist entscheidend. Verschiedene Methoden wie Vakuumdestillation, Membranfiltertechnologie und Schleuderkegelkolonne haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Qualität des Endprodukts. Die richtige Methode muss für jeden Wein individuell ausgewählt werden, um die besten Ergebnisse zu erzielen. In Österreich fehlen derzeit Anlagen für Verfahren der Aromarückgewinnung, was zu hohen Kosten für Transporte, Abfüllung und Volumenverluste führt.
Flaschenform und Etikettierung: Alkoholfreie Weine sehen oft aus wie herkömmliche Weine, was zu Missverständnissen beim Verbraucher führen kann. Eine alternative Flaschenform und klarere Etikettierung könnten helfen, Verwirrung zu vermeiden und die Produkte besser zu positionieren.
Marktanpassung: Der alkoholfreie Wein ist noch nicht vollständig in der Gastronomie und beim Verbraucher etabliert. Die derzeitigen Produkte erfüllen oft nicht die Erwartungen an den Geschmack, weshalb alternative Getränkekategorien oder innovative Produktentwicklungen erwogen werden sollten. Der Markt für alkoholfreie Weine ist derzeit auch recht segmentiert. Günstigere Produkte im LEH-Billigsegment stellen oft geringere Qualitätsansprüche. Internationale Anbieter wie Torres aus Spanien prägen den Markt, während hochwertige deutsche Marken wie Leitz in Österreich fehlen. In der österreichischen Gastronomie besteht noch Bedarf, das Bewusstsein und die Nachfrage für alkoholfreie Weine zu erhöhen, da viele Top-Sommeliers das Segment bisher ignorieren. Im Gegensatz dazu zeigt Skandinavien ein stärkeres Interesse an alkoholfreien Weinen als Speisenbegleitung, gibt Gerhard Lobner Einblick in dern Markt.
Pairings und Einsatzmöglichkeiten: Alkoholfreie Weine passen oft nicht so gut zu Speisen wie ihre alkoholischen Pendants. Neue Pairing-Kombinationen und intensivere Aromen könnten helfen, die Akzeptanz als Speisebegleiter zu verbessern.
Beim Ideenacker #14 haben drei österreichische Betriebe von ihren Erfahrungen in der Welt der alkoholfreien Getränke berichtet.
Weingut Mayer am Pfarrplatz:
Das Weingut Mayer am Pfarrplatz, unter der Leitung von Geschäftsführer Gerhard J. Lobner, ist ein traditionsreiches Weingut in Döbling, das seit 1683 Wiener Weine produziert (70 ha Rebfläche ausschließlich in Wien, Jahresproduktion ca. 650.000 Flaschen, 95% Weißwein). Kürzlich hat das Weingut sein Sortiment um alkoholfreie Weine erweitert, um dem wachsenden internationalen Trend zu "no and low alcoholic drinks" gerecht zu werden. Das neue alkoholfreie Sortiment umfasst aktuell drei Weine: Mayer Alkoholfrei, Alkoholfrei Riesling und Alkoholfrei Prickelnd. Die alkoholfreien Weine werden durch ein Verfahren mit induziertem Vakuum hergestellt, das den Alkohol entfernt, während der Geschmack weitgehend erhalten bleibt. Im Ideenacker#14 erzählt er über seinen Weg hin zur Innovation am Betrieb und den damit verbundenen Herausforderungen.
Er berichtete auch zur aktuellen Marktsituation: Der Markt für alkoholfreie Weine ist derzeit segmentiert. Günstigere Produkte im LEH-Billigsegment stellen oft geringere Qualitätsansprüche. Internationale Anbieter wie Torres aus Spanien prägen den Markt, während hochwertige deutsche Marken wie Leitz in Österreich fehlen. In der österreichischen Gastronomie besteht noch Bedarf, das Bewusstsein und die Nachfrage für alkoholfreie Weine zu erhöhen, da viele Top-Sommeliers das Segment bisher ignorieren. Im Gegensatz dazu zeigt Skandinavien ein stärkeres Interesse an alkoholfreien Weinen als Speisenbegleitung.
Schobermost:
Familie Schober, aus Naarn im dem südlichen Mühlviertel ist ein Vorreiter im Bereich alkoholfreier Obstweine in Österreich. Der Familienbetrieb, der sich auf die Herstellung von Fruchtsäften, Mosten, Frizzante, Likören und weiteren Spezialitäten spezialisiert hat, betreibt eine sieben Hektar große Obstbaufläche. Herr Schober ist Obstveredler in der dritten Generation und setzt auf nachhaltige und innovative Produktionsmethoden, um den sich wandelnden Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden. Der Betrieb setzt dabei auf Produkte wie „Apfel Zero alkoholfrei" und „Apfel Frizzante alkoholfrei". Diese Obstweine werden auf natürliche Weise hergestellt, danach wird der Alkohol mit einer modernen Zentrifugen-Technik extrahiert", erklärt Wolfgang Schober.