
© Achim Mandler
Kategorie: Trendradar
Datum: 16.09.2025
Selbstversorgung und Produktveredelung direkt am Berg eröffnen für viele Almbewirtschafter:innen neue Chancen – wirtschaftlich, ökologisch und möglichst autark.
Wer Strom, Wärme und Lebensmittel selbst erzeugt und gleichzeitig eigene Produkte und Nebenprodukte auf der Alm veredelt, steigert die Unabhängigkeit, reduziert Kosten und schafft höhere Margen durch Direktvermarktung.
Die Alm wird damit mehr als 'nur' ein Weideplatz, sie wird zum Kreislaufbetrieb mit Zukunftspotenzial. Ob über Energieautarkie, Käseproduktion, Molkekosmetik oder Agroforstsysteme: Die Vielfalt der Möglichkeiten wächst und mit ihr der Gestaltungsspielraum für innovative Betriebe.
Energieautark am Berg – Strom, Wärme und Versorgung selbst erzeugen
Almen liegen meist abseits zentraler Versorgungsnetze und genau das kann zum Vorteil werden. Denn wer vor Ort Strom, Warmwasser und Energie selbst erzeugt, spart Betriebskosten, reduziert Abhängigkeiten und steigert die Resilienz des Betriebes bzw. Almstandortes.
Ein gelungenes Beispiel für autarke Energieversorgung auf der Alm ist die Schaukäserei Kasplatzl auf der Hintenbachalm in Tirol. Dort wird ein eigenes Kleinwasserkraftwerk betrieben, das Melktechnik, Käserei, Kühlung und Gästeeinrichtungen vollständig mit Strom versorgt. Die Anlage liefert sogar Überschussstrom für den Talbetrieb.
Mobile Energieeinheiten: Immer häufiger kommen auf Almen solarbetriebene Module oder Biogaslangen zum Einsatz. Wobei der Einsatz der Biogasanlagen derzeit noch im Entwicklungsstadium steckt, auf der Postalm im Oberpinzgau (Salzburg) gibt es dazu jedoch schon einen Versuch.
Der Vorteil für Betriebe: Energieautarkie senkt Fixkosten, erhöht Planungssicherheit und kann möglicherweise sogar mit Fördermitteln aus dem Klima- oder Umweltbereich unterstützt werden.
Produktveredelung direkt auf der Alm – kleine Mengen, große Wirkung
Almen liefern mit Milch, Kräutern, Blüten, Beeren oder Honig wertvolle Rohstoffe. Wer diese direkt vor Ort veredelt und (regional) vermarktet, steigert die Wertschöpfung deutlich und das oft schon mit geringem Investitionsaufwand.
Beispiele aus der Praxis:
- Frischkäse-Spezialitäten, verfeinert mit Almkräutern oder Blüten
- Topfenaufstriche, aromatisiert mit Almkräutern
- Molkekosmetikprodukte, wie natürliche Seifen oder Pflegebäder
- Tees, Sirupe oder Salben mit Almkräutern
- Honig oder Gelee mit Almblüten-Aroma
Wer seine Produkte sichtbar macht, schafft Vertrauen und hebt sich vom Massenmarkt ab. Beispiele sind die eigene Almausschank, Social Media oder ein kleiner Verkaufsstand an der Almstraße oder im Tal. Auch der Versand von Almprodukten bzw. der Verkauf über einen Webshop sprechen ein noch breiteres Publikum an.
Auch kleine Mengen können hohe Margen erzielen, wenn Regionalität, Qualität und Herkunft transparent kommuniziert werden und Konsument:innen bereit sind, für die Produkte entsprechend zu bezahlen.