Bergauf mit der Alm: Diversifizierung durch Almyoga, Almhochzeit & Co.

Almen sind weit mehr als reine Weideflächen. Sie vereinen ökologische, kulturelle und ökonomische Aspekte auf einzigartige Weise und gewinnen als nachhaltiges Trendthema immer stärker an Bedeutung. Moderne Almwirtschaft bietet Bäuerinnen und Bauern vielfältige Chancen, Betrieb und Region zukunftsfähig zu gestalten, so zum Beispiel auch die Vermarktung von Alm- bzw. Alpschweinen. Eine Möglichkeit für zusätzliche Wertschöpfung bietet Diversifizierung durch Almyoga, Hochzeiten, Aktivangebote und Seminare, aber auch durch Ökosystemleistungen.

© Simlinger

Kategorie: Trendradar
Datum: 16.09.2025

Almyoga – Ruhe als Ressource nutzen

Almen sind Kraftplätze und viele Menschen suchen heute genau das: Natur, Weitblick und Ruhe. Mit Angeboten wie Yoga-Kursen auf der Alm lässt sich dieser Wunsch aufgreifen und gleichzeitig die „Ressource Alm" nutzen. In Oberösterreich wird das zum Beispiel in der Region Hinterstoder-Wurzeralm als Bergyoga umgesetzt. Am Hochkönig im Salzburger Land gibt es sogar Angebote für ganze Yogaretreats auf der Alm und in den Bergen. Der Vorteil: Kaum baulicher Aufwand für die Yoga-Einheiten, planbare Termine und Zusammenarbeit mit Yogalehrer:innen aus der Region. Vor allem in den Randzeiten der Saison (Frühling und Herbst) können solche Angebote helfen, die Auslastung durch Tourist:innen zu verbessern.

Hochzeit auf der Alm – große Gefühle am Berg

Hochzeiten entwickeln sich stetig weiter, weg von klassischen Feiern hin zu individuellen, emotional aufgeladenen und oft sehr naturnahen Erlebnissen. Gerade für landwirtschaftliche Betriebe in schöner Lage kann das ein lukrativer Zukunftsmarkt sein. Besonders Hochzeiten auf der Alm sind im Trend und das aus gutem Grund: Die Kulisse ist einmalig, die Atmosphäre besonders und das Erlebnis bleibt unvergessen.
Betriebe wie die Zachhofalm am Dachstein, die Sonnenalm bei Schladming oder die Gamskogelhütte am Katschberg bieten alles aus einer Hand: Zeremonie unter freiem Himmel, regionale Bewirtung, Übernachtungsmöglichkeiten. Teilweise gibt es sogar Kutschfahrten oder Empfehlungen für Wanderrouten. Für Landwirt:innen ergibt sich daraus ein wirtschaftlich interessantes Zusatzangebot: Hohe Zahlungsbereitschaft, gute Planbarkeit, zusätzliche Gäste und neue Kooperationen mit Dienstleister:innen für Floristik, Musik oder Fotografie.

Co-Working & Seminare auf der Alm – Arbeit mit Aussicht

Was auf den ersten Blick ungewöhnlich klingt, zeigt in der Praxis bereits Wirkung: Almhütten als temporäre Arbeits- und Seminarorte für sogenannte workations verbinden Arbeit (work) und Urlaub (vacation). Vor allem für Almen, die im Sommer nicht (mehr) voll bewirtschaftet werden oder bei leerstehenden Nebengebäuden kann das interessant sein. Unternehmen oder Selbstständige suchen häufig auch Rückzugsorte für Teambuildings, Seminare oder kreative Prozesse. Pay-per-use-Modelle ermöglichen stunden- oder tageweise Vermietung zu attraktiven Preisen. Wer sich darauf einlässt, kann mit geringem Umbauaufwand ein ganz neues Publikum auf die Alm bringen.

Ökosystemleistungen – Landschaftspflege, die sich lohnt

Die Almbäuer:innen leisten Tag für Tag einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft, der Artenvielfalt und zum Klimaschutz. All das ohne direkte Entlohnung. Doch das ändert sich langsam. Über Programme wie ÖPUL oder spezielle EU-Förderinitiativen können heute Gelder für genau diese Leistungen abgeholt werden. Auch freiwillige Projekte mit CO₂-Zertifikaten oder Biodiversitätsfonds sind im Kommen. Diese Ansätze eignen sich besonders für Betriebe, die sich stärker auf Umwelt- und Naturschutz ausrichten möchten oder für Standorte, bei denen eine intensive Bewirtschaftung nicht (mehr) möglich ist.

Kulinarik auf der Alm – vom Jausenteller zum Gourmeterlebnis

Essen in der Natur ist immer etwas Besonderes. Und wenn dazu noch regionale Produkte, Kreativität und Atmosphäre kommen, können exklusive Pop-up-Dinners auf der Alm entstehen. In Zusammenarbeit mit bekannten Köch:innen oder Catering-Firmen lassen sich auf der Alm Genussabende mit Menü, Musik und Rahmenprogramm gestalten. Die Gäste zahlen gerne für das besondere Erlebnis, oft sind die Veranstaltungen Wochen im Voraus ausgebucht. Wer ohnehin eine Küche hat, kann so mit relativ wenig Mehraufwand hochwertige Events anbieten. Ideal auch für (Vereinigungen von) Direktvermarkter:innen, die ihre Produkte vor Ort noch erlebbarer machen möchten.

Digitale Almerlebnisse – Geschichten in die Welt hinaustragen

Nicht alle, die sich für die Arbeit auf der Alm interessieren, können selbst dort sein. Doch genau darin liegt eine neue Chance: Durch digitale Formate wie Live-Streams von der Heuernte, interaktive 360°-Wanderungen oder Online-Workshops zur Käseherstellung oder Kräuterkunde lassen sich neue Zielgruppen erreichen. Etwa Familien in der Stadt, Schulklassen, Tourist:innen im Ausland oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität.
Wer dabei nicht nur Wissen vermittelt, sondern echte Geschichten erzählt, schafft eine starke Verbindung: Wie fühlt es sich an, wenn der erste Schnitt duftet? Welche Rezepte, Tätigkeiten oder Rituale werden seit Generationen weitergegeben?
Wer die eigene Alm-Geschichte digital erzählt, bleibt nicht allein auf der Alm – sondern wird Teil einer größeren Erzählung.

Aktivangebote auf der Alm – Natur erleben statt nur durchwandern

Neben der klassischen Almwanderung gibt es viele weitere Formate, um Besucher:innen auf neue Weise anzusprechen: Kräuterwanderungen, Fotografie-Workshops, Geocaching-Touren oder (E-)Bike-Erlebnisse schaffen Abwechslung und einen persönlichen Bezug zur Alm. Auch kleine Hochseilgärten oder Natur-Erlebnispfade können, wenn gut geplant und genehmigt, vor allem für Familien zusätzliche Attraktionen sein. Hier gilt: Qualität vor Quantität. Besser ein ausgewähltes, gut durchdachtes Angebot als eine „Erlebnisüberfrachtung".

Kochworkshops auf der Alm – Wissen teilen, Wert schaffen

Die Verarbeitung hofeigener Produkte ist für viele Betriebe und Bewirtschafter:innen von Almhütten mit Almausschank ohnehin Alltag. Warum also nicht Besucher:innen daran teilhaben lassen? Kochkurse rund um Milch, Käse, Kräuter, Fleisch und Co vermitteln praktisches Wissen, schaffen Nähe zum Hof und eröffnen neue Einnahmequellen. In Kombination mit Übernachtung, Wanderung oder Verkostung ergibt sich ein rundes Gesamtangebot, das besonders bei Genussreisenden und Kleingruppen beliebt ist. Auch Schulklassen, Ernährungsgruppen oder Tourist:innen lassen sich für solche Programme begeistern.

Fazit: Alm bleibt Alm – aber mit neuen Möglichkeiten

Almen sind mehr als Weiden mit Wiederkäuern. Sie sind Erlebnisräume, Lernorte, Genussregionen und Rückzugsorte. Mit Mut zur Veränderung, einem guten Netzwerk und dem Blick für das Machbare können viele Betriebe auf bestehenden Stärken aufbauen und neue Wege einschlagen – Schritt für Schritt, ganz nach dem eigenen Tempo.

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