Bergauf mit der Alm: Innovative Vermarktung mit Almschwein & Alpschwein

Almen sind weit mehr als reine Weideflächen. Sie vereinen ökologische, kulturelle und ökonomische Aspekte auf einzigartige Weise und gewinnen als nachhaltiges Trendthema immer stärker an Bedeutung. Moderne Almwirtschaft bietet Bäuerinnen und Bauern vielfältige Chancen, Betrieb und Region zukunftsfähig zu gestalten, so zum Beispiel auch die Vermarktung von Alm- bzw. Alpschweinen.

© Achim Mandler

Kategorie: Trendradar
Datum: 16.09.2025

Almschwein und Alpschwein sind keine Massenprodukte, sondern naturgeprägte Spezialitäten. Schweine verbringen den Sommer auf ausgewählten Alpen, ernähren sich von Molke und Gras und liefern Fleisch höchster Qualität. Bei der Milchproduktion entsteht Molke als nahrhaftes und wertvolles Nebenprodukt. Durch die Alp- bzw. Almschweine wird es gut verwertet und führt zu kräftigem, saftigem Fleisch. Mit Projekten in Tirol und Vorarlberg entstehen emotionale Marken, die Tierwohl, Regionalität und Tradition in den Vordergrund stellen.

Was ist Alpschwein bzw. Almschwein?
  • Schweine kommen als Ferkel aus dem Tal und werden ab rund 30 kg Lebendgewicht gemeinsam mit den Kühen auf die Alm getrieben.
  • Für mindestens 70 Tage grasen und suhlen sie in Bergluft und bewegen sich frei.
  • Molke aus der Almkäseerzeugung ergänzt als wertvolles Nebenprodukt das Futter.
  • Nach der Sommerfrische wird das Fleisch – oft in lokalen Schlachthöfen – zu Premiumprodukten weiterveredelt.
Projekt "Tiroler Almschwein"

Seit 2006 kooperieren Agrarmarketing Tirol, Rinderzucht Tirol und Traditionsmetzgerei Hörtnagl, um ein regionales Qualitätsprodukt aufzubauen:

  • 12 Partneralmen in ganz Tirol
  • Rund 280 Tiere pro Saison
  • Alpung von Mitte Juni bis Mitte September (ca. 70 Tage)
  • Futterbasis: frische Almgräser, Molke und Getreide
  • Strenge Kontrollen unter dem Gütesiegel 'Qualität Tirol'
  • Abnahmegarantie und fairer Basispreis für Bäuerinnen und Bauern

Diese enge Wertschöpfungskette sichert einen stabilen Absatz und einen Premiumpreis für das Almschwein.

Ländle Alpschwein (Vorarlberg)

Die Vorarlberger Tradition reicht bis in die Antike zurück – Schweine wurden bereits um 15 v. Chr. gemeinsam mit dem Milchvieh auf die Alpen getrieben:

  • Hausschwein der Rasse Edelschwein, geboren in Österreich
  • Auftrieb auf die Alm mit drei Monaten (rund 30 kg)
  • Haltung nach Richtlinien der Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH & Vermarktung durch diese
  • Mindestens 70 Tage Sommerfrische auf rund 25 Sennalpen
  • Artgerechte Gruppenhaltung mit ständigem Auslauf (mind. 1 m²/Tier)
  • Fütterung garantiert ohne Gentechnik oder Hormone
  • Schlachtung ein Mal jährlich in nahegelegenem Schlachthof
  • Jährlich ~600 Tiere mit Ländle-Gütesiegel
  • Saisonales Angebot des Fleischs jährlich im September

So erhält das Fleisch einen geschützten Mehrwert als saisonale Rarität.

Mehrwert für Betrieb und Region
  • Höchstes Tierwohl: Bewegung, Bergluft und Molke fördern Gesundheit und Fleischzartheit
  • Erhalt kleinbäuerlicher Strukturen und alpiner Kulturlandschaft
  • Beitrag zur Biodiversität durch extensives Weidemanagement
  • Saisonale Rarität mit hohem Qualitätsimage – Kund:innen zahlen Premiumpreise
Praxis-Tipps für den eigenen Betrieb
  1. Kooperation suchen: Regionale Metzger:innen, Vermarktungsorganisationen und Tourismuspartner:innen einbinden.
  2. Gütesiegel beantragen: Bereits bestehende Programme (z.B. 'Qualität Tirol' oder 'Ländle') erleichtern die Vermarktung.
  3. Transparenz schaffen: Dokumentation von Tierwohl und Fütterung stärkt Vertrauen.
  4. Direktvermarktung ausbauen: Hofläden, Gastronomie und Erlebnis-Events (z.B. Almführungen) öffnen neue Absatzwege.
  5. Saisonale Aktionen planen: Almschweinwochen oder Pop-up-Events sorgen für Aufmerksamkeit.
Fazit

Almschwein und Alpschwein sind mehr als nur Fleischprodukte – sie transportieren ein ganzes Erbe aus Tradition, Natur und Gemeinschaft. Mit klaren Partnernetzwerken, strengen Qualitätsstandards und einer authentischen Story lassen sich neue Märkte erschließen und Wertschöpfung direkt auf Hofniveau steigern. Warum also nicht schon im nächsten Sommer selbst die ersten Schweine auf die Alm treiben?

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