
© Simlinger
Kategorie: Trendradar
Datum: 16.09.2025
1. Umweltleistungen der Almen
Biodiversität fördern
Almen sind Hotspots alpiner Artenvielfalt. Auf nur wenigen Hektar finden sich teils über 600 verschiedene Pflanzenarten, darunter seltene Orchideen und Enziane, sowie eine Vielzahl von Insekten, Vögeln und Kleinsäugern. Durch das gezielte Beweiden entsteht ein mosaikartiger Wechsel von kurz- und hochwüchsigen Pflanzen, der Verbuschung verhindert und Lebensräume für Tiere schafft.
Ökosystemleistungen im Fokus
Almen erbringen lebenswichtige Dienstleistungen für Mensch und Umwelt:
- Moorige Standorte filtern und speichern Regenwasser, das nach und nach in Bäche und Quellen abgegeben wird.
- Die dichte Krautschicht fördert den Humusaufbau, stabilisiert Böden an steilen Hängen und beugt Hangrutschungen vor.
- Vegetation und Boden binden große Mengen Kohlenstoff und dämpfen so den Treibhauseffekt.
Klimaschutz durch Almwirtschaft
Die extensive Bewirtschaftung von Almflächen trägt aktiv zum Klimaschutz bei. Weil auf Düngemittel und aufwendige Bodenbearbeitung verzichtet wird, verbleibt organischer Kohlenstoff im Boden. Gleichzeitig reduzieren naturnahe Weidesysteme den Einsatz von Traktoren und senken damit den CO₂-Ausstoß. Jede beständig gepflegte Alm hilft dabei, klimaschädliche Gase langfristig zu binden und schützt wertvolle Bergböden vor Erosion, aber auch das Tal vor Muren- und Lawinenabgängen.
2. Kultur- und Landschaftspflege
Almen sind ein lebendiges Kulturerbe. Seit Jahrhunderten prägen Almauftrieb, Hüttenleben und traditionelle Käseherstellung das Bild unserer Alpenregion. Der alljährliche Almauftrieb stärkt das Gemeinschaftsgefühl unter den Bäuerinnen und Bauern sowie Dorfbewohner:innen. Gepflegte Almwiesen sorgen dafür, dass Täler frei von Gebüsch bleiben, und erhalten so die charakteristische Weite der Berglandschaft, die Einheimischen als Erholungsraum und Gästen als touristisches Highlight dient.
3. Ökonomische Chancen und Innovationen
Einkommensdiversifikation
Viele Almbetriebe kombinieren klassische Viehwirtschaft mit neuen Einnahmequellen. Alm-Tourismus und bewirtschaftete Hütten laden Gäste zu Hüttenübernachtungen, Frühstück auf der Alm oder Erlebnisführungen ein. Direktvermarktung heimischer Almprodukte wie Käse, Butter und Trockenfleisch schafft zusätzliche Wertschöpfung auf Hof und Alm.
Digitale Werkzeuge und neue Technologien
Innovative Technik erleichtert das Almmanagement erheblich:
- Drohnen liefern präzise Daten zur Vegetationsentwicklung und helfen, Flächen frühzeitig auf Wildverbiss oder Überweidung zu prüfen.
- Sensorgesteuerte Solarzäune lassen sich mobil verschieben und minimieren den Arbeitsaufwand.
- GPS-Halsbänder und spezielle Apps kontrollieren Tierbewegungen in Echtzeit, verbessern den Herdenschutz und reduzieren Verluste durch Großraubtiere.
4. Tourismus: Wander- und Skigebiete
Almen sind die Basis für Sommer- und Wintertourismus. Durch permanente Weidepflege bleiben Wanderwege und Pistenflächen offen, Hütten bewirtschaftet und Landschaften zugänglich. So tragen Almen neben den ökologischen und sozialen Faktoren auch zur Aufrechterhaltung des Tourismus in Österreich bei.
- Wanderwege und Themenrouten führen von Talorten bis auf die Alm. Dort bieten bewirtschaftete Hütten Verpflegung, Rastplätze und Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste aus dem In- und Ausland.
- Skigebiete bauen im Winter auf gerodete und gepflegte Almflächen, um Pisten präparieren zu können. Viele Hütten dienen als Skihütten oder Wintergaststätten und schaffen zusätzliche Angebote abseits der Liftanlagen.
- Selbstversorgerhütten und Almlodges sind attraktive Unterkünfte für naturnahe Erlebnisse zu jeder Jahreszeit. Über 8 400 landwirtschaftlich bewirtschaftete Almen ermöglichen ein breites Spektrum an Freizeitaktivitäten und Erholungsangeboten.
5. Fazit
Almen sind unverzichtbar für Ökologie, Kultur und regionale Wirtschaft. Innovative Ansätze – von der Direktvermarktung bis zum Hightech-Weidemanagement – eröffnen Bäuerinnen und Bauern neue Perspektiven. So kombiniert Almwirtschaft Tradition mit Innovation und wird auch weiterhin ein zukunftsfähiges Thema bleiben.