Klimafit ist zukunftsfit - Wie Land- und Forstwirt*innen dem Klimawandel erfolgreich begegnen

Was und wie produzieren Sie aktuell auf ihrem land- und forstwirtschaftlichen Betrieb? Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob die klimatischen Bedingungen in 10 Jahren dies noch erlauben werden? In dieser Ausgabe des Trendradars beleuchten wir die prognostizierten Auswirkungen des Klimawandels auf die Land- und Forstwirtschaft und erläutern welche Strategien Sie verfolgen können, um mit diesen Veränderungen umzugehen. Wie immer geben wir Beispiele von Betrieben, die diverse innovative Anpassungsstrategien bereits erfolgreich umsetzen.

Trendradar 6 vom 5. Mai 2022

Wie entsteht der Klimawandel?

Die Forschung misst eine Zunahme an Treibhausgasen wie Kohlenstoffdioxid (CO2) und Methan (CH4) in der Atmosphäre. 2021 lag die CO2-Konzentration bei 416 ppm. Vor der industriellen Revolution hat diese zwischen 190 ppm und 280 ppm variiert. Treibhausgase sind notwendig, um ein Leben auf der Erde zu ermöglichen. Die auf der Erdoberfläche eintreffende Sonneneinstrahlung wird zum Teil von dieser absorbiert und zum Teil zurückreflektiert. Treibhausgase reflektieren wiederum diese Wärmestrahlung zurück auf die Erde und erwärmen dadurch die Erde. Eine unter anderem durch den Menschen verursachte Zunahme der Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre führt somit dazu, dass sich die Erde stärker erwärmt. Das Klima wird von einer Reihe von Parametern bestimmt, insbesondere Strahlung, Temperatur, Luftdruck, Verdunstung und Bewölkung. Die Veränderung eines Parameters, in diesem Fall der Strahlung, hat die Veränderung anderer Parameter zur Folge. Das erklärt warum sich aufgrund des Klimawandels auch die Niederschläge und Extremwetterereignisse verändern.

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Land- und Forstwirtschaft?
  • Verlängerung oder Verschiebung der Vegetationsperiode
    • Seit Mitte des 20.Jahrhunderts hat sich die Vegetationsperiode (von Blühbeginn und Blattentfaltung bis zu Laubverfärbung und Laubfall) um etwa zwei Wochen verlängert.
    • Folgen: u.a. Vegetationsänderung, Standortverschiebung
  • Zunahme wärmeliebender Schädlinge, wie u.a. Drahtwurm, Derbrüsselkäfer, Borkenkäfer
    • Im Jahr 2018 haben die Borkenkäfer allein in Mitteleuropa rund 40 Millionen Kubikmeter Schadholz verursacht.
  • Zunahme von Extremwetterereignissen, wie u.a. Hagel, Spätfrost, Stürme
    • Folgen: u.a. Frost- und Hagelschäden, Windwurf, Umknicken der Pflanzen
    • In den Jahren 2016-2020 wurden durch Hagel alleine in der Steiermark an Obst- und Weinkulturen Schäden in der Höhe von über 150 Millionen Euro verursacht.
  • Veränderungen der Niederschlagsmenge und -häufigkeit, z.B. seltener aber dafür intensivere Niederschläge
    • Folgen: u.a. Erosion (auch abhängig von der Bodenversiegelung), Überschwemmungen
  • Zunahme der Anzahl an Hitzetagen
    • Es ist heute wärmer als jemals in den letzten 2000 Jahren, im globalen Durchschnitt +1,1°C.
    • 2019 war der heißeste Sommer in Österreich seit Beginn der Aufzeichnungen (1767) mit einem Maximum von zusätzlichen 4,5°C.
    • Seit 1991 sind in Wien durchschnittlich sechs Tropennächte (mit einer Tiefsttemperatur von ≥20 °C) normal (vorher: zwei pro Jahr), 2015 waren es 23, 2018: 16 und 2019: 15 Tropennächte.
    • Folgen: u.a. Überhitzung in Ställen und gesundheitliche Probleme für Tier und Mensch, Stress für Pflanzen
  • Zunehmende Trockenheit durch längere Perioden ohne Niederschlag
    • Folgen: u.a. Trockenstress und somit Schwächung der Pflanzen, Bäume und Tiere und geringere Widerstandskraft gegenüber Schädlingen, Abnahme Grundwasserreserven, Brandgefahr

Was kann ich tun um meinen Betrieb klimafit zu machen?

Klimafitte Bodenbewirtschaftung

Ein gesunder Boden ist DIE Grundlage für gesunde Pflanzen und einen hohen Ertrag, da daraus Wasser und Nährstoffe aufgenommen werden. Durch einen klimafitten Boden gewinnen Sie somit schon sehr viel in der Klimawandelanpassung. Gleichzeitig speichert ein humusreicher Boden Kohlenstoff und trägt somit ebenso zur Minderung des Klimawandels bei.

Dauerhafte Bodenbedeckung, u.a. durch Zwischenfrüchte, Mulch oder Dauergrünland führt zu Humusaufbau und erhöht die Infiltration und Wasserhaltekapazität. Die Nutzung von Leguminosen als Zwischenfrüchte bringt zusätzlich Stickstoff in den Boden.

Bedarfsgerechte Düngung. Die Pflanzen müssen zum richtigen Zeitpunkt mit den notwendigen Nährstoffen versorgt werden. Überschüsse sind zu vermeiden, da diese das Klima, die Umwelt und meist auch den Geldbeutel unnötig schädigen.

Bei der schonenden Bodenbearbeitung geht es um eine Reduzierung der Art, Tiefe und Häufigkeit gegenüber herkömmlicher Bodenbearbeitung. Dadurch wird der Humusgehalt in den oberen Bodenschichten erhöht, die Aggregat- und Kapillarstruktur des Bodens besser erhalten und das Bodenleben nimmt zu. Dies wiederum führt zu einer erhöhten Infiltration und Wasserhaltekapazität (wichtig bei Starkregen und Trockenheit), erhöhten Durchwurzelbarkeit und höheren Stabilität der Bodenaggregate (Erosionsschutz).

Weiterführende Literatur

Franz Winkelhofer bewirtschaftet den Familienbetrieb als gemischten Betrieb mit Ackerbau, Rindermast, einer landwirtschaftlichen Kompostierung und einigen Hektar Wald. Im Laufe der Jahre wurde die Bodenbearbeitung immer weiter reduziert, der Pflug ab 2004 komplett weggelassen und die Bodenlockerung und Stabilisierung immer mehr von Begrünungen übernommen. Durch die geänderte Wirtschaftsweise konnten die Betriebsstunden pro ha deutlich reduziert werden, die Humusgehalte und damit die Wasserkapazität & Infiltrationsrate besserten sich im Laufe der Jahre auch Dank des am eigenen Betrieb produzierten Komposts. Sie wollen mehr erfahren? Sehen Sie sich dazu das Video am Ende an und die Aufzeichnung des Webinares Ideenacker #6.
 

Homepage

Diversifizierung

Diversifizierung der Fruchtfolge bzw. Mischkultur statt Monokultur führt zu Krankheitsvermeidung und -vorbeugung und einer Risikostreuung. Jede Pflanze hat andere Ansprüche, zieht andere Nährstoffe und gibt unterschiedliche Nährstoffe an den Boden zurück. In einer diversifizierten Fruchtfolge oder einer Mischkultur können sich die verschiedenen Pflanzen bei sorgfältiger Auswahl gegenseitig ergänzen.

Reinhold Steiner bewirtschaftet seinen Betrieb ganzheitlich und biologisch, sowohl in der Landwirtschaft mit 32 Mutterkühen als auch im Forst mit 211 ha. Für die Waldbewirtschaftung hat er für sich das System "Plenterwald im Steilgelände mit Neigungen bis zu 75 %" entwickelt, um seine Standortbedingungen bestmöglich zu nutzen. Den durch den Klimawandel zunehmenden Kalamitäten begegnet er mit der Erhaltung der Bodenkraft und einem biodiversen Waldökosystem mit verschiedenen Baumarten. Sie wollen mehr erfahren? Sehen Sie sich die Aufzeichnung des Webinares Ideenacker #6 an!

Betriebsprofil

Hitze- und trockenresistente Pflanzen/ Baumarten und Sorten

Pflanzenarten, Sorten und Rassen, die Sie bisher genutzt haben sind für die neuen Bedingungen eventuell nicht geeignet. Prüfen Sie dies und seien Sie offen für Neues! Hirse ist z.B. deutlich hitze- und trockenresistenter als Mais und hat gleichzeitig ähnliche Ansprüche an Boden und Düngung. Derzeit wird geforscht wie Hirsesilage künftig Maissilage als Futtermittel ersetzen könnte. Schauen Sie in südliche Länder und was dort angebaut wird. So wachsen in Österreich z.B. auch schon Feigen und Oliven.

Franz Günther und Sabine Haider haben 2017 ihre ersten Olivenbäume (zwischen 4-6 Jahre alt) ausgepflanzt. Die erste wirtschaftliche Ernte wird nach ca. 15 Jahren erwartet. Kleine Mengen (bis zu 3 kg) wurden bereits geerntet. Langfristiges Ziel ist die Etablierung von Olivenbäumen, die auch kälteren Wintertemperaturen standhalten. Aktuell gedeihen 200 Bäume mit 16 Olivensorten auf dem Olivenhain im Burgenland.

Betriebsprofil

Standortangepasste Land- und Forstwirtschaft

Standortangepasstheit ist derzeit ein breit verwendeter und diskutierter Begriff. In Bezug auf Klimawandelanpassung wollen wir Ihnen mitgeben, dass es wichtig ist, eine für Ihren Standort und Ihren Betrieb maßgeschneiderte Strategie zu entwickeln. Welche Rahmenbedingungen haben Sie am Betrieb? Wie können Sie die vorhandenen Ressourcen bestmöglich einsetzen und die Stärken Ihres Standorts nutzen? Wir geben Ihnen dazu Anregungen und Betriebsbeispiele! Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten als die von uns hier vorgestellten. Informieren Sie sich weiter und finden die für Sie passende Strategie, die Innovationsberater*innen der Landwirtschaftskammern unterstützen Sie dabei gerne!

FarmLife ist ein Betriebsmanagement-Werkzeug und unterstützt landwirtschaftliche Betriebe in ihren Bemühungen um eine standortangepasste und leistungsorientierte Produktion. Durch die Minimierung von Verlusten gelingt es den FarmLife-Betrieben leichter, die ökologischen und ökonomischen Betriebsziele zu erreichen. Erfahren Sie mehr in der Präsentation von Dr. Thomas Guggenberger der HBLFA Raumberg-Gumpenstein in der Aufzeichnung des Webinares Ideenacker #6.

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Expert*innenmeinung

 

Der Klimawandel als Chance, wirklich wahr? In unserer ersten Episode unseres neuen Podcasts "Farm up Talk", erklärt Mag. Josef Rohregger, MBA, wissenschaftliche Daten und Fakten zum Klimawandel, erläutert welche Chancen und Herausforderungen der Klimawandel für die Land- und Forstwirtschaft bringt und was Sie konkret tun können. Hören Sie rein und lassen sich inspirieren!

Zum Podcast

 


 Was ist neu auf Mein Hof - Mein Weg?

Sie haben es vielleicht schon bemerkt. Wir verbessern Mein Hof - Mein Weg kontinuierlich. Der neueste Inhalt sind die Erklärvideos Denk neu - eine Anleitung durch den gesamten Innovationsprozess. 

Denk neu Videos


 Veranstaltungstipps

Der Klimawandel ist in aller Munde. Haben Sie sich schon einmal gefragt welche Auswirkungen dieser auf Ihren Betrieb haben wird und wie Sie am besten damit umgehen können? In dieser Ausgabe des Ideenackers stellt Franz Winkelhofer aus Niederösterreich sein System des immergrünen Ackerbaus dar, Reinhold Steiner aus der Steiermark erklärt sein System des klimafitten Waldes und Dr. Thomas Guggenberger präsentiert das Betriebsmanagement-Werkzeug FarmLife: www.farmlife.at. Holen Sie sich Anregungen für eine optimale Anpassung an den Klimawandel auf Ihrem Betrieb in der Aufzeichnung!


 
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Die Milchkuhhaltung, egal ob biologisch oder konventionell, ist für Sie nicht mehr rentabel? Sie suchen nach Alternativen, um Ihren Betrieb weiterführen zu können?

In der nächsten Ausgabe nach der Sommerpause am 06.09.2022 geben wir Ihnen Beispiele von Betrieben, die ihren Betrieb erfolgreich umstrukturiert haben.

Wir wünschen Ihnen eine gute Sommersaison!

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