Betriebskooperationen - wann sind diese erfolgreich?

In dieser Ausgabe des Trendradars erläutern wir die verschiedenen Arten von Betriebskooperationen, beleuchten Erfolgsfaktoren und geben praktische Beispiele.

Trendradar 2 vom 10. September 2021

Welche Arten von Betriebskooperationen gibt es?

Betriebskooperationen bieten viel Potenzial für die betriebliche Weiterentwicklung. Dabei gibt es viele unterschiedliche Formen und Arten Kooperationen einzugehen.

Horizontale Kooperation

Arbeiten Betriebe zusammen, die auf der gleichen Stufe der Wertschöpfungskette stehen bzw. der gleichen Wirtschaftsstufe angehören, handelt es sich um sogenannte horizontale Kooperationen. In der Landwirtschaft gibt es dafür zahlreiche Beispiele: Nachbarschaftshilfe, Maschinengemeinschaften, gemeinsame Nutzung von Anlagen zur Produktaufbereitung oder Trocknung, gemeinsame Nutzung von Maschinen- oder Lagerhallen, regelmäßige Auftragsvergabe für Produktionsverfahren wie Jungviehaufzucht, Einkaufsgemeinschaften für Betriebsmittel, Erzeugergemeinschaften im Bereich Milch, etc.

„Die jungen WILDEN GemüsebäuerInnen" sind eine Kooperationsgemeinschaft aus insgesamt 16 jungen Gemüsebäuer:innen, die sich eine Vision gesetzt haben: „Wir sind junge und innovative österreichische Beeren- und Gemüsebäuerinnen und -bauern, die gemeinsam außergewöhnliche, regionale Produkte schaffen und vermarkten." Mit dem Ziel der höheren Wertschöpfung für ihre Produkte und die Region zu erreichen, setzen sie auf ein gemeinsames Marketing, bringen neue Produkte – wie das Steirer-Ketchup – auf den Markt und gehen Kooperationen mit Handelsketten ein.

Betriebsprofil

Vertikale Kooperation

Im Gegensatz zur horizontalen Kooperation arbeiten bei der vertikalen Kooperation Betriebe unterschiedlicher Stufen der Wertschöpfungskette bzw. verschiedener Wirtschaftsstufen zusammen. Zu den vertikalen Kooperationen zählen beispielsweise die Zusammenarbeit zwischen landwirtschaftlichen Viehbetrieben, Schlachthöfen und Metzgereien, zwischen Saatgutherstellern, landwirtschaftlichen Getreideproduzenten, Mühlen und Bäckereien oder zwischen landwirtschaftlichen Gemüseproduzenten, regionalen Restaurants und Handelsbetrieben.

„Guats vo do - bis vor´d Hustür" ist eine vertikale Kooperation in Vorarlberg, welche vom Regionalmarkt Vorderland-Waldgau-Bludenz, der Vereinigung der Vorarlberger bäuerlichen Direktvermarkter und der LK Vorarlberg ins Leben gerufen wurde. Das Ziel ist die bäuerlichen Betriebe bei der regionalen Vermarktung ihrer Produkte zu unterstützen. Die Kund*innen und Kunden können telefonisch oder im Online-Shop bestellen. Ein Landwirt, welcher auch Kühlmöglichkeiten hat, stellt seinen Betrieb für die Zusammenstellung der Pakete bereit und die Logistik wird von freiwilligen Helferinnen und Helfern sowie Speditionen abgewickelt. Die Bewerbung dieser Initiative erfolgte über lokale Zeitungen und dem Fernsehen. Die Resonanz unter der Bevölkerung war gewaltig. Aus ganz Vorarlberg gingen Bestellungen ein. Ein großer Erfolg für die Regionalität.

Homepage

Diagonale Kooperation

Bei der diagonalen Kooperation arbeiten Betriebe aus unterschiedlichen Branchen auf unterschiedlichen Stufen der Wertschöpfungskette zusammen. Eine diagonale Kooperation ergibt sich beispielsweise, wenn eine Versicherungsagentur für regelmäßige Firmenveranstaltungen mit einem bäuerlichen Cateringunternehmen oder ein Hotel für geführte Trekkingtouren mit Tieren mit einem benachbarten viehhaltenden Landwirtschaftsbetrieb zusammenarbeiten.

Renate Pointner leitet gemeinsam mit dem "Verein Tagesbetreuung am Bauernhof" und in Kooperation mit dem Sozialhilfeverband Freistadt ein Tageszentrum für bis zu acht Menschen mit einer leichten Form der Demenzerkrankung am Hof. Hierfür wurden mit viel Liebe für's Detail alte Stallgebäude entsprechend den Bedürfnissen der Zielgruppe und den gesetzlichen Vorgaben des Landes Oberösterreich umgebaut (Aufenthaltsraum, Küche, Sanitäranlagen) und ein eigener Sinnes-Demenzgarten angelegt. Gottfried Pointner führt den Biobetrieb mit rund 38 Hektar in vierter Generation mit Alpakas, Rindern, Ziegen und Kaninchen. Die Tiere kommen wiederum im Tageszentrum für tiergestützte Interventionen und Therapie zum Einsatz. 

Betriebsprofil

Was braucht es für erfolgreiche Betriebskooperationen?

Prüfe, wer sich bindet

Salopp formuliert: Die Chemie zwischen den Kooperationspartnern und -partnerinnen sollte einfach stimmen. Dazu gehört nicht nur eine gleiche oder ähnliche Gesinnung. Sehr wichtig sind dabei auch gegenseitiges Vertrauen, Akzeptanz und Respekt. Die Partner*innen sollten sich aufeinander verlassen können. Großes Augenmerk sollte aber auch daraufgelegt werden, dass die Kompetenzen und Stärken der jeweiligen Partner*innen so gelagert sind, dass sie sich mit denen der anderen gut ergänzen und diese fördern bzw. deren Schwächen kompensieren und ausgleichen können.

Ein gemeinsames Ziel verfolgen

Da eine Kooperation nur dann erfolgreich sein kann, wenn alle Beteiligten am gleichen Strang ziehen, sollte unter den Partnern und Partnerinnen zunächst Einigkeit über die Ziele der Kooperation herrschen. Nur wenn alle ein gemeinsames Ziel verfolgen, kann eine Kooperation erfolgreich sein.

Übersetzer*in gesucht

Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist es stets hilfreich, wenn es eine Person in der Gruppe gibt, die eine Vermittlerfunktion innerhalb der Gruppe einnehmen kann. In Teams, in denen viele unterschiedliche Personen zusammenarbeiten, ist es wesentlich, dass eine gemeinsame Sprache gesprochen wird bzw. dass jemand Teil des Teams ist, der „übersetzen" kann.

Mehrwert für alle

Damit eine Kooperation dauerhaft bestehen kann, sollte für jeden Partner und jede Partnerin der Nutzen bzw. der Mehrwert einer Kooperation spürbar sein. Denn nur jene Partner*innen, die einen positiven Effekt für sich aus der Kooperation ziehen können, sind bereit, sich weiter daran zu beteiligen.

Veranstaltungstipps

"Die jungen WILDEN GemüsebäuerInnen" können Sie auch im Ideenacker #2 erleben. Zusätzlich stellen sich und ihren Betrieb noch Helga Swanton und Silvia und Andreas Teufl vor. Helga Swanton züchtet Alpakas und nutzt diese für die Wolle und ihren Auszeithof zur Burn-out Prävention. Die Familie Teufl hat sich auf die Haltung von Galloway-Rindern und Vermarktung über Social Media spezialisiert. Sehen Sie sich die Aufzeichnung am Ende des Trendradars an!

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