Möglichkeiten für und mit Premiumfleisch
In den letzten Jahren hat sich beim österreichischen Fleischkonsum ein klarer Trend abgezeichnet: Mehr als die Hälfte des in Österreich gekauften Fleisches wird rabattiert erworben. Dies zeigt, dass viele Konsument:innen auf der Suche nach günstigen Angeboten sind. Doch während der allgemeine Fleischkonsum rückläufig ist, wächst gleichzeitig das Bewusstsein für Tierwohl und Qualität. Immer mehr Menschen sind bereit, für hochwertige Produkte tiefer in die Tasche zu greifen, besonders zu festlichen Anlässen wie Feiertagen oder Feierlichkeiten.
Diese Entwicklung eröffnet spannende Möglichkeiten im Bereich Premiumfleisch. Eine neugierige Käufer:innenschicht, die bereit ist, alternative Fleischprodukte auszuprobieren und die steigende Bereitschaft, für Qualität zu zahlen, bieten eine solide Grundlage für eine erfolgreiche Wertschöpfung. Konsument:innen legen zunehmend Wert auf die Herkunft und die Produktionsbedingungen ihres Fleisches. Dies bietet Produzent:innen die Chance, sich mit Premiumprodukten zu positionieren und sich von der Masse abzuheben.
In diesem Trendradar beleuchten wir mögliche Strategien, um auf dem wachsenden Markt der Premiumfleischprodukte erfolgreich zu sein und maximale Wertschöpfung zu erzielen. Die Teilnahme an anerkannten Programmen und das Tragen von Qualitätssiegeln, ein Fokus auf Nischen innerhalb der Fleischproduktion oder eine ausgefeilte Marketingstrategie sind mögliche Wege, mit Premiumfleisch erfolgreich zu wirtschaften.
Kalb rosé
Die Teilnahme an anerkannten Programmen und das Tragen von Qualitätssiegeln sind entscheidende Faktoren für die Wertschöpfung im Bereich Premiumfleisch. Ein Beispiel hierfür ist das AMA-Gütesiegel „Kalb rosé Austria", das für hohe Standards in der Tierhaltung und Fleischqualität steht. Durch die Teilnahme an solchen Programmen und das Tragen von Qualitätssiegeln können Produzent:innen nicht nur das Vertrauen der Konsument:innen gewinnen, sondern auch höhere Preise für ihre Produkte erzielen. Dies bietet eine hervorragende Möglichkeit, die Wertschöpfung im Bereich Premiumfleisch zu maximieren.
Ein Betrieb, der die Kalb-rosé-Mast bereits erfolgreich umgesetzt hat, ist der Mirnighof von Josef und Sandra Fradler, den sie gemeinsam mit Josef Fradler sen. seit 2012 bewirtschaften. Ihr Fleisch stammt von sechs bis maximal acht Monate alten Kälbern. Durch die Produktion dieses Fleischs kann der Mirnighof nicht nur Milchkälber vermarkten und Fleisch in bester Qualität erzeugen, sondern gleichzeitig auch einen Beitrag zur Absicherung der heimischen Kalbfleischproduktion leisten. Zusätzlich können durch die Kalb-rosé-Mast Kälbertransporte und –exporte verringert werden.
Nischen innerhalb der Fleischproduktion
Neben Qualitätssiegeln kann auch der Fokus auf Nischen innerhalb der Fleischproduktion eine erfolgsversprechende Strategie sein. Wir möchten Ihnen heute zwei seltene Rassen vorstellen: Chianinarinder und Bresse Galouise Hühner.
Rinder und deren Fleisch prägen den Speiseplan vieler Österreicher:innen. Ihr Fleisch ist Bestandteil vieler landestypischer Gerichte und auch aus der modernen Küche (Burger, Steaks, etc.) nicht wegzudenken. Eine in Österreich noch eher unbekannte Rinderrasse sind die Chianina-Rinder. Sie stammen ursprünglich aus Italien und gehören zu den ältesten und größten Rinderrassen der Welt. Stiere werden durchschnittlich 1,80 Meter groß und wiegen 1.500 Kilogramm. Die „weißen Riesen" sind bekannt für ihr beeindruckendes Wachstum und ihre exzellente Fleischqualität. Das Fleisch ist besonders mager, zart und reich an Geschmack, was es auf dem Markt sehr begehrt macht. Weltweit gibt es nur noch rund 40.000 Stück Chianina-Rinder. Nino Ochsenknecht-Sifkovits vom Chianinahof in Dobl ist einer der wenigen Betriebe in Österreich, die sich mit der Zucht und Haltung von Chianina-Rindern beschäftigen. Das Fleisch wird am Hof geschlachtet und vorrangig über einen Webshop vermarktet. Kund:innen holen sich die bestellten, gemischten Boxen ab oder bekommen sie per Kühlversand zugestellt.
Auch in der Hühnermast zeigen sich aktuelle Trends: Während der Fleischkonsum insgesamt in Österreich abnimmt, steigt die Nachfrage nach Geflügelfleisch. Gleichzeitig sinkt der Selbstversorgungsgrad in Österreich. Auch hier gibt es Alternativen zur Masse, die immer größere Mengen in riesigen Ställen produziert. Bei Katharina und Patrick Birkl vom K&P Hendlhof leben die Hühner wie der sprichwörtliche „Gott in Frankreich". Sie halten Bresse Gauloise Hühner, deren Fleisch als das Edelste der Welt gilt. Die Zweinutzungsrasse liefert neben Fleisch auch Eier, ist also eine Rasse wie „damals" und daher optimal für die extensive Landwirtschaft geeignet. Das Fleisch wird ab Hof und auch online vermarktet.
Vermarktung
Vermarktung ist das Stichwort: Neben der Produktion ist auch die Vermarktung der Produkte entscheidend. Bei der Produktion von Premiumfleisch kann es sich lohnen, Geld in Marketing und die Entwicklung einer Marke zu investieren. Zusätzlich können mit der Bewerbung der Produkte auf Social Media potenzielle Konsument:innen erreicht und die Nachfrage nach den Produkten gesteigert werden.