Bestehendes neu denken – Mehr Wert aus bäuerlichen Produkten rausholen

Welche Möglichkeiten gibt es, klassische landwirtschaftliche Produkte neu zu gestalten?
In dieser Ausgabe des Trendradars beleuchten wir, wie Sie durch die weitere Verarbeitung bestehender Produkte eine höhere Wertschöpfung erzielen können. Wie immer geben wir Beispiele von Betrieben, die aus Altbekanntem innovative neue Produkte hergestellt haben.

Trendradar 10 vom 9. Mai 2023

Wie innovativ Bäuerinnen und Bauern sind, zeigt sich jedes Jahr durch die zahlreichen Produktprämierungen und Auszeichnungen. Allerdings muss nicht jede oder jeder ein neues Produkt erfinden, um erfolgreich zu sein. Um die Wertschöpfung zu erhöhen, können auch bereits bestehende Produkte weiterentwickelt werden.
 
Eine Produktinnovation ist dann gegeben, wenn dadurch ein persönlicher, wirtschaftlicher, sozialer und/oder ökologischer Nutzen und Mehrwert geschaffen wird. Produktinnovationen können zudem Marktvorteile bieten, da mit diesen oftmals neue Zielgruppen erreicht werden.
 
Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Produktinnovationen:

• Bestehende Produkte verbessern („anders tun")
• Neue Produkte einführen („anderes tun")

Welche Produktinnovationen sind erfolgsversprechend?

Aktuelle Trends sind gute Wegweiser dafür, welche Produkte in Zukunft nachgefragt werden. Im Folgenden stellen wir drei Betriebe vor, welche erfolgreich bestehende Produkte neu interpretiert haben, und erklären, auf welche Trends sie damit antworten. In der Aufzeichnung vom Webinar Ideenacker #10 vom 23.Mai.2023 können Sie die Impulsvorträge der drei Betriebe nachsehen. Details zum Webinar siehe Veranstaltungstipp unten.

Nachhaltigkeit und Genuss

Vielen Konsument:innen wird es immer wichtiger, den ökologischen Fußabdruck ihrer Ernährung so gering wie möglich zu halten. Mit dieser Motivation verzichten viele auf tierische Produkte, insbesondere Fleisch, oder reduzieren den Konsum. Gemäß Schätzungen der Veganen Gesellschaft Österreich ernährten sich im Jahr 2021 rund 9,4 % der Österreicher:innen vegetarisch (kein Konsum von Fleisch und Fisch), 1,2 % vegan (kein Konsum tierischer Produkte) und 51,4 % flexitarisch (reduzierter Konsum von tierischen Produkten). Besonders stark vertreten sind diese Ernährungsformen in der Generation der Millenials oder auch Generation Y genannt, also all jene Personen, die zwischen den 1980er Jahren und den früher 2000er Jahren geboren wurden. Gleichzeitig wollen die Konsument:innen dabei nicht auf Genuss verzichten und sind bereit, einen entsprechenden Preis für eine solche Ernährung zu zahlen.

Robert Weißengruber von „SpeckUp" macht sich diesen Trend zu Nutze. Seinen Bio-Rinderspeck verarbeitet er weiter zu Speckpulver, welches verfeinert mit Natursalz, Wacholderbeeren, Kümmel, Pfeffer, Majoran, Lorbeerblättern, Knoblauch und Rauch, ein Gewürz ergibt. Damit spricht er gezielt die Flexitarier an: „Durch die Würze kann der Fleischkonsum reduziert werden, ohne auf den beliebten Geschmack verzichten zu müssen." 50 g Speckup Rinderspeckpulver kosten dabei 8,50 Euro.

 

Haustierfutter und -bedarf für Kleinsäugetiere

In Österreich hat jeder zweite Haushalt ein Haustier. Laut statista.com gibt es in Österreich 1,98 Millionen Katzen, gefolgt von 837.000 Hunden und 500.000 Kleinsäugetieren. Gegenüber 2019 sind diese Zahlen um fünf Prozent gestiegen. Ein wichtiger Faktor hierfür war die Corona-Pandemie, welche das Leben viel stärker auf die eigenen vier Wände beschränkt hat. Im Durchschnitt geben Haustier haltende Haushalte 75 Euro pro Monat für ihren vierbeinigen Liebling aus, das meiste davon für Futter, gefolgt von Tierarzt und Haustierbedarf. Die Erzeugung von regionalem Haustierfutter und -bedarf ist somit ein interessanter Markt für die österreichische Landwirtschaft.

Johann und Nina Reiter bedienen mit ihrer „Mümmelbox" den Bedarf an Bioheu und Bioeinstreu für Kleinsäugetiere. Nina Reiter kommt aus der Stadt und hat ihrem Mann Johann bewusst gemacht, dass es im Bereich Kaninchenhaltung und -ernährung noch viel Handlungsbedarf gibt. Ihre Mission ist: „Weg vom gepressten, bröseligen Heu in Plastikverpackung und hin zu luftig-lockerem Bioheu in umweltfreundlicher Kartonverpackung."

Breite Produktpalette an Holzprodukten

Steigende Energiepreise und Unsicherheiten in der Versorgung mit Strom, Gas und Öl beherrschen die Medien. Gemäß der Austrian Energy Agency stiegen die Preise für Haushaltsenergie um 30,5 % im Jahresvergleich von Februar 2022 bis Februar 2023. Dies hat zu einer rasant ansteigenden Nachfrage nach Brennholz geführt. 12,3 % der Privathaushalte verwenden eine Scheitholzheizung als Hauptheizsystem und insgesamt knapp 50 % der Haushalte heizen zumindest teilweise mit Holz über Kamin- und Kachelöfen, Herde und Fernwärme. Brennholz und Zubehör können daher einen interessanten Markt für die österreichische Forstwirtschaft darstellen.

Richard Krenn hat den Bedarf nach Holzprodukten erkannt und produziert aus seinen nachhaltig bewirtschafteten Wäldern im steirischen Vulkanland eine breite Produktpalette unter der Marke: „Krenn's Vulkanlandhulz". Neben Kaminholz im handlichen und umweltfreundlichen 10 kg Karton verkauft er Grillholz, Anzünder sowie Räuchermehl, -chips und -chunks.

 


 
Expert:innenmeinung

 

Wann sind neue Produkte erfolgreich? Was sollte in der Entwicklung beachtet werden? Stephan Ackermann, Experte für das Thema Produktinnovationen und -management, gibt Antworten auf diese Fragen in der fünften Episode des Farm Up Talk - Podcasts. Hören Sie rein und lassen sich inspirieren!

Zum Podcast


Veranstaltungstipp
 

 

Zur Aufzeichnung

Sie sind noch nicht für unseren Newsletter angemeldet?

Müssen innovative Produkte immer etwas Neues sein? Gibt es Wege Altbekanntes einfach neu zu verarbeiten und ein ganz neues Produkt daraus zu machen? Die zehnte Ausgabe des Trendradar Newsletters erscheint am 09.05.2023 zum Thema "Bestehendes neu denken - Mehr Wert aus bäuerlichen Produkten rausholen."

Hier geht's zur Anmeldung

Die Links auf andere Seiten sind reine Wegweiser. LFI Österreich identifiziert sich nicht mit dem Inhalt dieser Seiten und übernimmt dafür keine Haftung.

voriger Übersicht nächster

weitersagen

ihre Innovations­berater:innen

Johanna Mostböck
LK Niederösterreich

Michael Hirtl
LK Tirol

Hannah Mösenbichler
LK Salzburg

Günther Mayerl
Green Care Österreich

Andrea Huber
LK Vorarlberg

Johann Schmid
LK Salzburg

Peter Stachel
LK Steiermark

Bernhard Tscharre
LK Kärnten

Lena Krug
LK Wien

Julia Eberharter
LK Österreich

Veronika Ploner
LK Oberösterreich, Bezirksbauernkammer KI SE

Heidemarie Deubl-Krenmayr
LK Oberösterreich

Wir sind

Volltext Suche

powered by webEdition CMS